Gedichtsband

     Lyrik


Gedichte

Engeltorso

 

 

Noch ein Rest langer Locken auf den nackten marmornen Schultern.
Doch wo ist dein Lächeln,
das dem Stein helfen würde emporzusteigen?
Hinabgesunken ist es in ein tieferes Lächeln,
in die tiefere Zukunft: der Herkunft des Unirdischen.

Flügel aus Stein, sie liegen dir zu Füßen,
zerbrochen - was sonst?
Nun vervielfältigter menschlicher Raum 
an Unirdisches hingezwungen: 
schmerzend verschobene Zukunft.

Du eigentlich Vergangenheitsloser,
nun verstrickt in den wildwuchernden Ranken
des berechenbaren Ursprungs.
Versteinertes Dasein eines sonst Unsichtbaren.
Eingeschlossene Unendlichkeit, jetzt mitsterbend.

Und die Zeit?
Zögernder geht sie an dir vorbei,
an dieser Erinnerung 
die selbst sie nicht kennt.
Nur jenem erreichbar der selbst Flügel hat.

Das erschreckt, 
dass Zeit und Unzeit zusammentreffen. 
Und diese Stelle: 
nur ein Zögern, 
statt ein Bleiben.

Die kleine Spanne Unsterblichkeit des Marmors,
wird sie hinüberdauern in das große Verweilende?